Teil 2 – Foxterrier – immer gut gelaunt und zu jedem Spaß bereit

Teil 2 Die Begleithundeprüfung von Kerstin Lorenz

Text und Bilder unterliegen dem Urheberrecht. Fotos Lorenz, Bröcker,Haitz

  Foxterrier - immer gut gelaunt und zu jedem Spaß bereit

Warum überhaupt so eine Prüfung machen? Was bringt es mir und meinem Hund?

– Tatsächlich ist die Prüfung inzwischen Voraussetzung für fast alle Hundesportarten (wie zum Beispiel Agility, Fährtenhund und Schutzdienstausbildung. Ausnahmen sind noch das Dog Dance und Rally Obedience).

-Manche Gemeinden vergünstigen die Hundesteuer als Anreiz.

-In Zeiten der immer wieder aufkommenden Diskussion für den Hundeführerschein (in Baden-Württemberg ist er seit 2021 verpflichtend) ist die Begleithundeprüfung eine gute Alternative, außerdem ist es einfach angenehm einen gut ausgebildeten und gut sozialisierten Hund zu haben, den man überall mit hinnehmen kann.

-Einfach zum Spaß, um mit dem Hund regelmäßig zu arbeiten (und um zum Beispiel ab und an wie beim VdH Gaggenau bei den Vereinsmeisterschaften zu starten).

Aber Achtung – es ist Arbeit! Man muss schon 1 Jahr Hundeplatz rechnen (und vor der Prüfung gerne auch noch mal zu Hause oder beim Spaziergang 5 Minuten üben). Auch nach der Prüfung sollte man weiter konsequent bleiben bzw. ab und an mit dem Hund arbeiten, sonst hat sich der Gehorsam schnell erledigt.

Noch eine Anmerkung vorab: Vielleicht noch als Überbleibsel des Modehundes für die „feine Dame“, hat der Foxl manchmal einen schlechten Ruf als „Raufer“ oder „schwierig“ zu erziehen – völlig zu Unrecht. Meine Nalina ist im Moment der 5. Foxterrier, den ich ausgebildet habe, alle Hunde haben auf Anhieb die Prüfung geschafft.

Teil 2 Die Begleithundeprüfung von Kerstin Lorenz

Klar gab es immer mal wieder „Pannen“ – meine erste Foxterrierhündin Fritzi ist bei der Platzübung der Begleithundeprüfung in die Büsche abgezischt – zum Buddeln – ein Zeichen vom Richter: Ich musste sie rufen und sie kam zum Glück (beim dritten Mal Rufen, ohne dass der Hund kommt, wäre man disqualifiziert). Ich legte sie wieder ins Platz und musste daneben stehen bleiben. Die 10 Punkte für den Teil waren futsch, der Rest lief aber so gut, dass wir die Prüfung noch bestanden.

Auch bei meiner zweiten Begleithundeprüfung lief was schief: Meine Lina fand ebenfalls die Platzübung doof – das Frauchen stand einfach zu weit weg (40 Schritte entfernt mit dem Rücken zum Hund!). Als der Richter mir ein Zeichen gab, hatte sie sich in der Zwischenzeit Zentimeter für Zentimeter an mich herangerobbt und lag nun direkt hinter mir. Auch hier wieder die Punkte für den kompletten Übungsteil futsch, aber auch Lina machte den Rest der Prüfung so schön, dass wir auch wieder bestanden.

„Das passiert mir nicht noch mal“, dachte ich, und beschloss, das ca. 10 Minuten lange Abliegen bei der Platzübung anders aufzubauen, so dass meine Lotta „Holla die Waldfee von Barge“ im Oktober 2017 beim VdH Gaggenau die Vereinsmeisterschaft der Begleithunde mit dem 1. Platz absolvierte (von 11 Hunden), das kann man natürlich so nicht planen – eine gute Tagesform gehört dazu (und ein bisschen Glück).

Doch jetzt zurück zu den einzelnen Teilen der Prüfung und zu den Voraussetzungen:

Begleithundeprüfung

Eine Begleithundeprüfung kann man in einem Hundesportverein machen (Achtung: Nicht in privaten Hundeschulen), der dem VDH angeschlossen ist (ich bin zum Beispiel bei einem Verein, der dem swhv angeschlossen ist. Auf der Homepage des swhv findet man auch eine Auflistung aller Vereine, da kann man schauen, welcher Verein in der Nähe ist). Man muss dort Mitglied sein. Meistens meldet der Schriftführer die Prüflinge beim Verband an, dann wird eine Leistungsurkunde ausgestellt, in der alle Prüfungen festgehalten werden.

Der Hundeführer muss einen schriftlichen Sachkundenachweis vor der Prüfung mit dem Hund machen – da geht es um Fragen zur Gesundheit und Haltung des Hundes, zu den Hundesportarten, zu den Strukturen des Verbandes. Diesen Sachkundenachweis mache ich als Hundeführer nur einmal. Bei einer zweiten Prüfung zum Beispiel ein paar Jahre später – braucht man das dann nicht mehr.

Voraussetzung für die Teilnahme zur Prüfung für den Hund ist ein Alter von 15 Monaten und ein Chip oder eine Tätowierung (zur eindeutigen Identifikation).

Sind die Voraussetzungen erfüllt, kann es los gehen: Die Begleithundeprüfung besteht aus 3 Teilen:

  1. Die Chipkontrolle / Wesenstest
  2. Der Gehorsamsteil auf dem Hundeplatz
  3. Der Außenteil /Straßenteil (Fußgängerzone / Parkplatz Einkaufscenter in der Nähe des Hundeplatzes)

Es geht also los mit der Chipkontrolle und dem Wesenstest (wird vor der Prüfung natürlich auch zwei- oder dreimal geübt), bei dem der Richter einen ersten Eindruck von den Hunden bekommt. In der Regel versammeln sich die Hundeführer mit ihren Hunden auf dem Parkplatz beim Hundeplatz und stellen sich in einem Kreis auf. Dann kommt immer ein Hund in den Kreis, der Richter hat ein Lesegerät für den Chip dabei, er hält das Gerät an den Hals des Tieres, es piepst, die Nummer wird kontrolliert, dann gehen Hundeführer und Hund zurück auf Ihren Platz – das nächste Team kommt in die Mitte. Klingt einfach – ist es aber nicht. Ich habe tatsächlich schon mehrfach erlebt, dass Hunde den Test nicht bestanden und die Prüfung abbrechen mussten. Zum einen muss sich der Hund neutral gegenüber seinen Artgenossen verhalten – aggressive Hunde fallen in dieser Situation sofort auf – und das anfassen lassen, das Ansetzen des Lesegerätes war bei einigen Hunden einfach nicht möglich. Wenn das Team diese Hürde bestanden hat geht es weiter.

Es folgt der Gehorsamsteil auf dem Hundeplatz (ich habe inzwischen 5 Begleithundeprüfungen absolviert – alle waren etwas anders. Bei der ersten vor 20 Jahren wurde beim Fußlaufen geschossen, die Sitz- und Platzübung war aus der Bewegung, ein paar Jahre später gab es das Schießen nicht mehr usw. …. das genaue aktuelle Schema bitte deshalb bei VDH nachlesen oder auf der Homepage von Hundesportvereinen, es ändert sich immer mal wieder eine Kleinigkeit). Insgesamt dauert dieser Prüfungsteil ca. 20 Minuten für 2 Teams.

Grundsätzlich gibt es 5 Teilbereiche für die es insgesamt 60 Punkte gibt – 42 braucht man zum Bestehen.

  1. Das Abliegen
  2. Die Leinenführigkeit
  3. Die Freifolge
  4. Die Sitzübung
  5. Die Platzübung mit Herankommen

2 Teams gehen auf den Hundeplatz und melden sich beim Richter an (Name des Hundeführers und des Hundes), es wird kurz besprochen, wer zuerst seinen

Hund ablegt (der Hund muss an einer bestimmten Stelle ins Platz gehen, muss dort liegen bleiben, während das andere Team sein Schema läuft) der Hundeführer entfernt sich ca. 40 Schritte und steht die ganze Zeit (ca. 10 Minuten) mit dem Rücken zum Hund. Das andere Team macht sich fertig (Hund in Grundposition – Fuß), der Richter kontrolliert, ob der andere Hund liegt und gibt dann das Startzeichen. Hund und Herrchen /Frauchen zeigen dann die

Leinenführigkeit: Ein bestimmtes Schrittschema wird gelaufen, mit Winkeln, mal langsamer, mal schnellere Schritte … der Hund sollte aufmerksam in der Fußposition mitlaufen (lockere Leine).

Dann die Freifolge: Die Leine kommt ab – in die Tasche oder man kann sie umhängen – dann wird wieder eine Schrittfolge gelaufen.

Die Sitzübung: Auf Kommando muss der Hund sitzen bleiben, der Hundeführer entfernt sich, auf ein Zeichen des Richters kann er zurück zum Hund.

Die Platzübung mit Herankommen: Nach 10 bis 15 Schritten anlaufen im Fuß gibt der Hundeführer das Platzkommando, die Hund legt sich hin. Dann entfernt sich der Hundeführer ca. 30 Schritte. Auf ein Zeichen des Richters darf man ihn rufen – der Hund sollte freudig kommen und vor dem Hundeführer sitzen. Wieder ein Zeichen des Richters – der Hund geht in die Fußposition und wird angeleint.

Dann gibt der Richter dem Team, das Ablegen musste ein Zeichen. Der Hundeführer geht zurück, sein Hund sitzt auf, wird angeleint, dann tauschen die Teams die Plätze und auf ein Zeichen des Richters läuft das zweite Team das Schema, während das andere Team die Ablage macht.

Selbstverständlich darf man keine Leckerli und kein Spielzeug bei der Prüfung einsetzen oder mitführen.

Wenn der Hundeführer ein Kommando wiederholt oder die Kehrtwendung ist nicht eng genug, wenn der Hund nicht aufmerksam ist oder auf dem Boden schnuppert, wenn der Hund bei der Platzübung sitzen bleibt und sich nicht hinlegt (aber zumindest an der Stelle bleibt) gibt es Punktabzüge. Bei schwerwiegenden Fehlern sind die kompletten Punkte einer Teilübung futsch. Der Hund sollte alle Übungsteile vor der Prüfung sicher können – Nervosität kommt dazu …. die Leckerli bleiben aus (und die Aufmerksamkeit des Hundes lässt nach) um eine gute Chance zu haben, die Prüfung zu bestehen.

Sollte man diese Hürde geschafft haben geht es zum letzten Prüfungsteil – dem Außenteil. Vorher ist aber – in der Regel – eine Mittagspause. Meistens beginnt so ein Prüfungstag gegen 9 Uhr (Schriftlicher Teil), dann der Wesenstest (der geht recht schnell – vielleicht so 15 bis 20 Minuten), aber je nachdem, wie viele Teams an der Begleithundeprüfung teilnehmen, ist es schnell mal 12 oder 13 Uhr (pro Team muss man so 10 Minuten rechnen, dann noch eine Nachbesprechung vom Richter). Mir ging es immer so, dass ich an einem Prüfungstag nicht gerade von Appetit gesegnet war (und erst nach der Prüfung „richtig“ essen konnte), eine Banane, eine Butterbrezel haben mir in der Regel gereicht.

Nach der Mittagspause geht`s dann endlich zum letzten Teil – die Anspannung ist nach wie vor da – denn auch hier darf kein Leckerli oder Spielzeug als Belohnung für den Hund eingesetzt werden. Der Richter sucht sich in der Umgebung des Hundeplatzes einen öffentlichen Platz aus (zum Beispiel einen Parkplatz bei einem Einkaufszentrum und den Weg bis dahin oder einfach eine öffentliche Straße … ). Einige Mitglieder des Vereins „spielen“ Jogger, Radfahrer …. laufen bzw. radeln am Hund vorbei. Die Hunde werden einzeln angebunden, der Hundeführer entfernt sich – ein anderer Hundeführer läuft mit seinem Hund vorbei.

Hund und Hundeführer laufen durch eine enge Gruppen Menschen

Hund und Hundeführer laufen durch eine enge Gruppen Menschen, evtl. muss der Hund in der Gruppe ins Platz liegen und wird „bedrängt“ (d.h. die Menschen laufen sehr dicht an ihn ran), evtl. läuft man an parkenden Autos vorbei, „Passanten“ kommen plötzlich zwischen den Autos hervor oder ein Auto hält, der Hund muss in die Fußposition, ein „Weg“ wird erklärt.

Der Außenteil kann zwischen 20 und 60 Minuten dauern – da liegt einiges im Ermessen des Richters, was er sehen möchte und worauf er Wert legt. Wichtig ist, dass sich der Hund in keiner Situation aggressiv zeigt, sonst ist man durchgefallen. Selbstverständlich werden auch diese Übungen vor der Prüfung geübt – da kann man einiges machen.

So – endlich ist der letzte Teil der Prüfung rum! Geschafft – die viele Überei hat sich (hoffentlich) gelohnt und endlich bekommt der Hund auch seine verdiente Belohnung (bei mir wurde dann immer ausgiebig gespielt und dann gab`s noch besonderes Futter). Papiere werden noch ausgefüllt, dann bekomme ich eine Leistungsurkunde, auf der „schwarz auf orange“ bestätigt wird, dass ich einen gut sozialisierten Hund haben, der im Gehorsam steht. Die Karriere im Hundesport kann jetzt starten!

Teil 1 Allgemeines

Teil 2 Begleithundeprüfung

Teil 3 Mantrailing

Teil 4 Agility

Teil 5 Dog Dance

Teil 6 Fährtenhundprüfung

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