Teil 2

D E R  F O X T E R R I E R
Teil II – Allgemeine Eigenschaften


Von Dan Kiedrowski
Entnommen aus dem englischen F.T.C. Jahrbuch 2001

Übersetzt von L. Lehn und S. Haitz

Copyright Dan Kiedrowski


Symmetrie, Größe und Charakter

Der Hund muß ein allgemein fröhliches, lebhaftes und aktives Bild abgeben; kräftiger Knochenbau (bone) und Stärke in geringerem Umfang sind sehr wichtig, aber das darf nicht so verstanden werden als solle ein Foxterrier plump oder irgendwie grobschlächtig sein – auf Geschwindigkeit und Ausdauer muß ebenso geachtet werden wie auf Kraft, wobei die Symmetrie des Jagdhunds das Vorbild sein soll.

Der Terrier darf – wie auch der Jagdhund – auf keinen Fall langbeinig sein, er darf aber auch nicht zu kurz im Bein sein. Er sollte stehen wie ein klug erzogener Jäger, und große Strecken zurücklegen können, jedoch mit kurzem Rücken, wie schon vorher gesagt. Er wird dann den höchsten Grad Antriebskraft erreichen und die größte Schrittlänge, die der Länge seines Körpers entspricht.

Gewicht ist kein sicheres Kriterium für die Geeignetheit eines Terriers für seine Arbeit; die allgemeine Erscheinungsform (Gestalt), die Größe und die Kontur sind die Hauptpunkte, und wenn ein Hund im Galopp rennen und anhalten kann und seinem Fuchs einen Abflußgraben (ein Kanalrohr?) hinauf folgen kann, dann spielt ein Pfund mehr oder weniger kaum eine Rolle.

Die obige Feststellung ist der Schlußteil des Zucht-Standards für einwandfreie Hunde (Standard of Perfection), dem auch der amerikanische Kennel-Club zugestimmt hat. Eine Erweiterung der vorstehenden Feststellung in Form eines Nachtrages erscheint auch … Dort heißt es:

Entsprechend den heutigen Anforderungen soll ein Hund voller Größe und gut im Gleichgewicht (well-balanced) am Widerrist nicht mehr als 15 ½ Zoll (39,37cm) messen, die Hündin proportional niedriger.

Die Länge des Rückens vom Widerrist bis zur Schwanzwurzel soll 12 Zoll (30,48cm) nicht überschreiten. Dabei soll der Kopf, um im Rahmen der Proportionen zu bleiben, nicht größer als 7 ¼ Zoll (18,42cm) und nicht kleiner als 7 Zoll (17,78cm) sein. Ein Hund mit diesen Maßen darf in dem Zustand, in dem er auf der Show präsentiert wird, 18 Pfund wiegen, eine Hündin ca. 2 Pfund weniger; Spielraum 1 Pfund.

Balance (Gleichgewicht, Ausgewogenheit)

Das kann definiert werden als die korrekten Proportionen eines bestimmten Punkts oder mehrerer Punkte, betrachtet in Beziehung auf einen bestimmten Punkt oder mehrere Punkte. Dieses ist die Grundlage der Anatomie der Terriers.

Die Hauptpunkte sind dabei die zueinander in Beziehung stehenden Proportionen von Schädel und Fang (Vordergesicht); von Kopf und Rücken; von Höhe am Widerrist und Körperlänge vom Schulterpunkt zur Hinterbacke.

Die ideale Proportion ist es, wenn die letzten beiden Maße gleich sind. Hinzugefügt werden muß, das zwar die Kopf-Maße mit absoluter Genauigkeit festgestellt werden können, die Höhe am Widerrist und die Länge von Rücken und Coat dagegen nur ungefähr.

Sie sind mehr zur Information der Züchter und Aussteller (in den Standard) aufgenommen worden denn als starre Regelvorschrift. Anhand der vorstehenden Festlegungen muß ein Züchter oder Richter seinen ersten Bewertungseindruck des betreffenden Tiers bilden.

Um jedoch Beschreibungen oder Bedingungen eines schriftlich niedergelegten Rasse-Standards voll zu verstehen, muß ein echter (an die Aufgabe herangehender) Interessent für die Rasse zuerst ein klares Bild davon haben, was für ihn „ideal“ ist.

Dieses geistige Bild variiert natürlich von Mensch zu Mensch und ändert sich erheblich in dem Maße, in dem der Züchter an Erfahrung zunimmt. Zeichnung A zeigt die verschiedenen Punkte (Körperstellen) des Foxterriers, die Zeichnungen B und C bieten eine Interpretation eines idealen Exemplars der Art (Drahthaar- oder Glatthaar). Abbildung D zeigt die wahrscheinliche Ausformung des Skeletts für dieses „ideale“ Tier.

Dabei darf man nicht vergessen, das diese Zeichnungen der Versuch einer Person sind, den Standard of Perfection zu „interpretieren“ und ein geistiges Bild dessen zu schaffen, was für ihn der TYP ist, auf dem er sein Zuchtprogramm aufbauen will.

Um sich ein solches Ziel zu setzen, muß der Züchter-Neuling ein klares Verständnis des Skelett-Aufbau des Foxterriers haben, denn es ist diese Grundstruktur, die er versuchen wird zu manipulieren, um den TYP zu züchten, den er als „ideal“ betrachtet.

Bevor wir uns den TYP-ABWEICHUNGEN zuwenden, die bei Körper und Kopf gefunden werden, wollen wir kurz den Standard analysieren, wobei wir vom Grundskelett als Bezugsgröße ausgehen.

Der Kopf wird gebildet von einer Reihe Knochen, deren Bauart und Gestalt den Kopf-Typ ergeben. Da der Kopf des Foxterriers für die Bestimmung des korrekten Zucht-Typs von grundlegender Bedeutung ist, wird im weiteren Verlauf dieses Aufsatzes darüber noch ausführlicher gesprochen. Der Hals besteht aus sieben Halswirbeln.

Die beiden ersten, ATLAS und AXIS, die direkt hinter dem Hinterkopf liegen, unterscheiden sich in der Form von den fünf anderen, und die Art und Weise, in der sie miteinander verbunden sind, bestimmt die Biegung des Halses. Diese Wirbel sind mit den Vorderteilen durch ein sehr komplexes Muskelnetz verbunden, was einen gewissen Einfluß auf den vorderen Gang (die Gangart vorne) hat.

Der Hals soll eine gute Länge aufweisen. Die Haut soll den gutentwickelten, aber flachen Muskeln straff aufliegen, die weich in die Schultern übergehen.

Die Vorderhand beginnt mit dem Schulterblatt oder SCAPULA, einem flachen Knochen, der ungefähr dreieckig ist und einen leichten fühlbaren Knochen-Grat hat, der zur Mitte hin verläuft und im ACROMIUM endet, einer hakenartigen Knochenbildung, die Teil der des Schultergelenks ist und die Vorwärtsbewegung des Oberarms begrenzt. Der Oberarm, oder HUMERUS, liegt zwischen Schultergelenk und Ellenbogen-Gelenk.

Die Knochen des Unterarms, gewöhnlich Vorderlauf genannt, sind bekannt unter der Bezeichnung RADIUS und ULNA. Letzterer ist etwas länger; er erstreckt sich bis oberhalb des Ellenbogengelenks und hinter den Humerus und bildet auf diese Weise den OLECRANON-VORGANG oder die Ellenbogen-Spitze; die ganze Konstruktion ist so, das nur eine Vorwärtsbewegung des Vorderlaufs möglich ist.

Die CARPAL BONES (Handwurzelknochen), die das Fesselgelenk bilden, bestehen aus sieben kleinen, in zwei Reihen angeordneten Knochen. Das erbsenförmige CARPAL ist ein kurzer Knochenstab, der hinten am Gelenk etwas hervorsteht. Die fünf Mittelhandknochen bilden die Fessel und die fünf PHALANGES (Finger-/Zehenglieder) bilden die Zehen oder Pfote. Das fünfte, die sog. Afterklaue (Wolfsklaue), wird/wurde im allgemeinen entfernt.

Bei einem korrekten Vorderteil sind die Schulterblätter lang, abfallend und gut nach hinten gelegt über den Rippenkorb. Die Spitzen der Schulterblätter müssen fein sein und dicht am Widerrist liegen. Das Schulterblatt muß länger als der Oberarm sein und dabei einen zum Gebrauch befähigenden Winkel von ca. 100 Grad bilden.

Die Vorderbeine müssen, aus jedem Winkel betrachtet, gerade sein, die Knochen müssen sehr stark sein und gerade heruntergehen bis zu den Füßen, so das vom Knöchel vorne wenig oder nichts in Erscheinung tritt. Die Fessel muß ganz kurz sein und aussehen wie eine Verlängerung des Vorderlaufs und genau so gerade sein. Die Füße müssen eine richtige runde Form haben, die Zehen mäßig gewölbt und sehr kompakt. Die Sohlen müssen hart und robust sein.

Der Körper besteht aus der Wirbelsäule und dem Rippenkorb. Die WIRBELSÄULE bildet die oberste Linie (topline) und den Schwanz. Die acht ersten Brustwirbel bilden den Widerrist, die folgenden vier sind dann der Rücken.

Die sieben Knochen der Lendenwirbel bilden die Lenden. Genau über der Kruppe liegen die drei miteinander verschmolzenen Knochen des SACRUMS. Die restlichen Schwanzknochen nennt man die COCCYGEAL WIRBEL. Der Brustraum wird von dreizehn Paar Rippen gebildet, von denen zwölf mit dem Brustbein oder STERNUM verbunden sind.

Der ziemlich lange Widerrist fällt schräg ab zu einer kurzen, leicht fallenden Rückenlinie, aber ohne die geringste Andeutung von Schlaffheit. Die Lenden müssen kurz sein, aber auch sehr kraftvoll mit gerade nur einer ganz leichten Andeutung einer Wölbung, die an der Kruppe endet und die den Ausgangspunkt für einen hochangesetzten, fröhlich getragenen Schwanz (Rute) liefert.

Die Rute soll leicht nach vorne gebogen sein, aber ohne sich umzubiegen, auch darf sie nicht über dem Rücken getragen werden. Ein „Pfeifenstopfer“-Schwanz wäre jedoch ebenso unzulässig. Die Rippen sollen lang und in der Form elliptisch sein und eine tiefe Brust bilden, aber nur mit mäßiger Breite. Die Rippen kommen rückwärts in einem Winkel von der Wirbelsäule; die ersten fünf Rippen sind etwas flacher, um freies Bewegen der Vorderbeine zu ermöglichen.

Sie fallen steil ab zum Brustbein oder Brustkorb, und zwar an einem knapp über dem Ellbogen liegenden Punkt. Sie müssen deutlich die Fähigkeit zum Weitwerden, sogar Aufspringen haben ab der fünften Rippe bis dahin, wo die freie Rippe mit der Bildung einer recht kurzen Lende beginnt.

Die Hinterhand beginnt mit den drei Knochen, die den OS COXIE oder das Beckenteil bilden. Diese Knochen bilden gemeinsam das ACETABULUM oder die Pfanne, in die das obere Ende des FEMUR oder Oberschenkels paßt (eingreift). Die Patelle oder Kniescheibe wird mit starken Bändern über das Kniegelenk festgehalten, das zwischen Ober- und Unterschenkel liegt.

Der Unterschenkel wird gebildet von der TIBIA, dem Schienbein, und der FIBULA. Die Fußwurzelknochen (TARSAL BONES) bilden das Sprunggelenk. Der wichtigste dieser sieben Knochen ist der OS CALCIS oder Spitze des Sprunggelenks. An diesen Knochen sind die sehr kräftigen Muskeln des Unterschenkels mittels der leicht fühlbaren ACHILLES BÄNDER befestigt.

Die übrigen Knochen sind in der Anzahl und Bezeichnung ähnlich denen der Fessel und der Vorderpfote.

Die korrekt gebaute und ausgewogene Hinterhand beginnt mit einer breiten Kruppe, die leicht nach außen hin zu recht breiten Hinterbacken an den Hüftgelenken abfällt. Hier darf die Breite nicht geringer sein als am Rippenkorb. Ober- und Unterschenkel müssen sich in einem angemessenen Winkel treffen.

Die Knochen des Unterschenkels müssen mindestens ein Drittel länger sein als der Oberschenkel und sie müssen überzogen sein mit einem Netz starker und kräftig geformter Muskeln, so das sie in jeder Position kein Zeichen von Schlaffheit oder geduckter Stellung geben.

Das Sprunggelenk ist kurz, gerade und stark, ganz gleich aus welchem Gesichtswinkel es betrachtet wird, ist es immer völlig gerade. Bau und Form der Hinterpfoten sind ähnlich denen der Vorderpfoten, wenn auch etwas kleiner, und die Zehen sind nicht ganz so gebogen.

Die kleineren Abweichungen, die die verschiedenen zur Zeit gezüchteten TYPEN ergeben, beruhen auf Unterschieden in Knochenlängen und Gelenkwinkeln.

Copyright Dan Kiedrowski
Gerhard Haitz

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